Zeitzeugin trifft General Guisan
Im September 1939 bei Kriegsausbruch war Rita 13 Jahre alt. Mit ihren Eltern bewohnte sie in Stilli, im Kanton Aargau, in der Nähe der Deutschen Grenze einen Gasthof. Während des Krieges wurde die Gaststätte vom Militär als Standort benutzt, weil er an einem strategischen Ort lag. Das Dorf war vom Militär völlig belagert, um die nahe Grenze zu Deutschland zu schützen. Der Vater wurde altersbedingt nicht mehr in den Aktivdienst eingezogen, diente aber bei der Ortswehr zur Bewachung der Brücke. Rita half viel im elterlichen Betrieb und hatte kaum Freizeit. Als Jugendliche fühlte sie sich durch die Anwesenheit des Schweizer Militärs meist sicher. Der Gasthof war von der militärischen Leitung so stark belegt, dass Rita und ihren Eltern nur noch ihre Schlafzimmer als Privatsphäre blieben. Ihre ältere Schwester lebte während dieser Zeit bei einer Tante in Bern.
Sogar die Restaurantküche wurde vom Militär beschlagnahmt um die ansässigen Truppen zu verpflegen. Am Abend durften die Nachbarskinder mit den «Milchkesseli» vorbeikommen und Essensreste abholen. Heimlich verpflegte Rita als junges Mädchen einen Soldaten, der unter Arrest stand und nichts zu essen bekam.
Eines Tages hörte man im Dorf, General Guisan treffe sich im Gasthof Aare Brücke zu einer militärstrategischen Besprechung. In der Zwischenzeit wurde in den Gärten von den Frauen Blumen geschnitten und zu einem riesigen Strauss zusammengefügt. Rita durfte dem General den Blumenstrauss schlussendlich überreichen. Als der General ihr zum Dank ein «Müntschi» auf die Wange drückte, war sie vor Freude, Stolz und Scham ganz aus dem Häuschen.